Picky eating heißt erst einmal wählerisches Essverhalten bei Kindern. Aber was ist wählerisches Essverhalten? Kinder werden oft in "gute Esser" und "schlechte Esser" eingeteilt. Doch was genau bedeutet das? Oftmals wird damit gemeint, dass das Kind alles oder vieles von dem isst, was man ihm vorsetzt oder eben das Gegenteil, dass das Kind vieles veweigert, was es vorgesetzt bekommt. Oft meint diese Zuschreibung aber auch, dass das Kind die Mengen Essen zu sich nimmt, die Erwachsene von ihm erwarten oder eben nicht. Dabei handelt es sich um Zuschreibungen von außen, denn oftmals haben Erwachsene eine verzerrte Wahrnehmung davon, welche Mengen ein Kind in einem bestimmten Alter essen muss um satt zu sein. Zudem herrscht in vielen Köpfen immer noch die Meinung vor, dass nur ein leer gegessener Teller ein guter Teller ist.
Bereits sehr früh machen sich stillende Mütter Gedanken, dass ihr Kind an der Brust nicht satt wird und eigentlich mehr bräuchte. Eltern, die mit der Flasche nähren werden nervös, wenn das Kind das Fläschchen nicht leer trinkt und beginnen Praktiken um dem Kind immer wieder das Fläschchen anzubieten bis es leer ist. Ähnlich ist es dann in der Beikostzeit: Wird das Gläschen leer? Ansonsten gibt es gerne mal "Ein Löffelchen für Mama, eine Löffelchen für Papa, eine Löffelchen für Oma" usw. oder der Löffel kommt als Flieger in den Mund bis das Gläschen leer ist. Wenn dem Kind zugeschrieben wird ein allzuschhlechter Esser zu sein, wird das Kind auch gerne abgelenkt und dabei wird ihm Essen angeboten und das Kind isst dann quasi nebenbei ohne etwas zu merken. Wenn eine Familie das Gefühl hat, dass ihr Kind ein schlechter Esser ist und sie unmögliche Anstrengungen unternehmen müssen um "Essen in das Kind zu bringen", kann dies zu immensem Stress und schlimmstenfalls in eine Negativspirale führen, die im Extremfall in Zwang gegenüber dem Kind enden.
Doch wie läuft die Entwicklung des Essens bei einem Kind ab? Und noch viel wichtiger, warum werden viele Kinder irgendwann nach dem zweiten Geburtstag für einige Zeit wählerische Esser? Wie wählerisch ist noch "normal"? Was kann man tun um die Mahlzeiten am Familientisch zu entspannen?
Bereits im Mutterleib beginnt das ungeborene Kind ab ca. dem 5. Monat Fruchtwasser zu schlucken. Der Geschmack des Fruchtwassers ist immer geprägt von dem, was die Mutter gegessen hat. Bereits sehr früh kommt der Fötus in Berührung mit verschiedenen Geschmäckern. Doch im Mutterleib muss sich das Kind nicht um seine Nahrung kümmern. Es wird mit allem versorgt, was es braucht.
Nach der Geburt lernt das Baby sich selbst um seine Nahrung zu kümmern. Es schafft schon direkt nach der Geburt den Weg zur Brust. Wenn die Familie nicht stillen möchte oder kann, steht Säuglingsnahrung oder auch PRE-Nahrung zur Verfügung. Beobachtet man, welche Milchmengen Hersteller angeben, so fällt auf, dass allen eigen ist: wenige Fläschchen mit für das jeweilige Alter sehr großen Mengen Nahrung. Diese Angaben können zu großem Druck bei den Eltern führen, zu dem Gefühl "diese Menge Milch in das Kind bekommen zu müssen". Umgekehrt können diese Mengen Milch beim Baby dazu führen, dass unphysiologisch über seine Mengenkapazität und über seinen Hunger hinaus genährt wird. Stillen nach Bedarf und achtsames Nähren mit der Flasche können für die Eltern entlastend sein und ermöglichen dem Baby seine Hunger- und Sättigungszeichen zu kommunizieren.
Die WHO empfiehlt in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließliches Stillen, dennoch vermittelt die Babynahrungsindustrie mit Aufschriften wie "nach dem 4. Monat", dass Babys schon deutlich früher Beikost benötigen. Auch Mythen wie "die Muttermilch reicht nicht mehr aus", weil ein Kind in einem Entwicklungsschub öfter an die Brust oder auch an die Flasche möchte, führen dazu, dass die Beikostreifezeichen nicht beachtet und deutlich früher mit der Beikost begonnen wird. Auch das immer wieder genannte Argument, das Kind schaue dem Essen hinterher, kann zu einem verfrühten Beikoststart führen. Dem Essen hinterherschauen ist kein Beikostreifezeichen. Die Eltern möchten das Beste für ihr Kind und das Kind soll natürlich keinen Hunger leiden. Aber es ist wichtig zu bedenken, dass ein verführter Beikoststart "picky eating" begünstigen kann, da häufig, bei einem nicht beikostreifen Baby, alle möglichen Dinge probiert werden um den Löffel mit dem Brei in den Mund des Babys zu führen. Ist ein Baby beikostreif, ist es in der Lage selbständig zu essen.
Die Babynahrungsindustrie suggeriert auch, dass Babys sehr lange nur in der Lage seien breiige Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die nur sehr langsam stückiger werden. Es gibt Kind für die diese Praxis dazu führt, dass sie andere Konsistenzen verweigern und noch sehr lange Probleme mit stückigen Nahrungsmitteln haben.
Irgendwann ab dem Beginn des 3. Lebensjahres werden viele Kinder ganz von Natur aus wählerisch. In diesem Alter erhöhen Kinder ihren Umkreis und entfernen sich weiter von ihren Eltern. Es ist von der Natur aus so eingerichtet, dass Kinder skeptisch gegenüber Unbekanntem werden, es könnte schließlich giftig sein. In einem gewissen Maße ist dieses Verhalten völlig natürlich.
Wickelküken - Elternbegleitung
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